Universalmuseum Joanneum / Neue Galerie

RESTITUTION AM LANDESMUSEUM JOANNEUM

Anfang April 1998 wurde ein Arbeitskreis "Erwerbungen und Rückstellungen aus Jüdischem Besitz 1938-1955", bestehend aus Mitarbeitern des Landesmuseums Joanneum, mit der Aufgabe betraut, das Aktenmaterial der Kriegs- und Nachkriegszeit in Bezug auf bedenkliche Erwerbungen von Sammlungsobjekten zu sichten und auszuwerten. Seine Zielsetzung ist es festzustellen, ob sich heute noch Bestände unrechtmäßig im Museum befinden, und an die rechtmäßigen Besitzer bzw. an deren Erben zurückzugeben. Am Ende des Jahres 1999 konnte der Steiermärkischen Landesregierung als Ergebnis der Arbeiten ein ca. 400 Seiten umfassender Forschungsbericht vorgelegt werden. Die Recherchen haben ergeben, daß im Wesentlichen drei Referate des Landesmuseums Joanneums in Graz von der Thematik betroffen sind: Kulturhistorische Sammlung, Neue Galerie und Alte Galerie. Folgende Archive wurden kontaktiert: Archiv des Bundesdenkmalamtes in Wien, Archiv des Kunsthistorischen Museums in Wien, Steiermärkisches Landesarchiv in Graz sowie referatsinterne Archive. Von alten und neuen Inventarbüchern ausgehend wurden Zusammenhänge, aber auch Widersprüche mit den Archivalien gefunden. Der Bericht enthält bekannte Namen wie die Sammlungen Rothschild, Bondy, Gutmann, Pollak etc. Er behandelt Erwerbungen über die Vugesta, Gestapo, das Dorotheum, verschiedene andere Auktionshäuser sowie über Treuhänder und Galerien. Vollständigkeitshalber sind ebenso die bereits in der Nachkriegszeit abgeschlossenen Restitutionen angeführt: Bis zum Ende der 50er Jahre sind über 95% jener Kunstgegenstände, die während der NS-Zeit aus beschlagnahmten jüdischen Sammlungen an das Joanneum gelangt sind, zurückgegeben worden. Einige Stücke sind jedoch in den Sammlungen verblieben, zum Teil als sogenannte "erpreßte Widmungen", zum Teil weil Vorbesitzer nicht bekannt waren oder weil keine Restitutionsansprüche gestellt wurden.

Am 14. März 2000 wurde auf Grundlage des Forschungsberichtes vom Steiermärkischen Landtag ein Landesverfassungsgesetz zur Rückgabe fraglicher Erwerbungen aus jüdischem Besitz beschlossen. Seitdem konnten mit Hilfe der Anlaufstelle der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien bereits einige Erben ausfindig gemacht und ihnen ihr rechtmäßiges Eigentum restituiert werden.