Flämische Waldlandschaft mit Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten als Staffage






Aufschrift Rückseite Leinwand: Ian Breughel.
Querrechteckiges Gemälde, Ölmalerei, Leinwand auf Keilrahmen mit neuerem Zierrahmen.
Dargestellt ist eine nördliche Landschaft mit Wald, felsigen Hügeln, Wasserläufen und Siedlungen in der Tradition der flämischen Landschaftsmalerei. Als Staffage ist die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten zu sehen. Es dominieren malachitfarbene Grüntöne für Wiesen und Wasserläufe, dunstige Blau- und Grautöne für Felsen und Himmel sowie warme Brauntöne für Erde, Baumstämme, Lehmgebäude und Ziegeldächer.
Im Vordergrund in der unteren Bildmitte, fast schon aus dem Bild gehend, kommen Josef und Maria, die das Jesuskind im Arm hält, in Dreiviertelansicht auf den Betrachter zu: Josef voran zu Fuß, dahinter Maria auf einem Esel reitend. Die Figuren sind recht klein gehalten, fallen aber durch den roten Rock Josefs und das blaue Gewand Marias auf. Sie erscheinen eher als Staffage für das nördliche Landschaftsthema, dennoch fügen sie ihm die die biblische Thematik hinzu.
Die Blickführung wird durch unterschiedliche Perspektiven und differenzierten Lichteinfall gelenkt, auch Wege und Wasserläufe strukturieren den Bildaufbau.
Die linke Bildhälfte wird fast völlig von einer schattigen Waldlandschaft ausgefüllt. Eichen und andere Laubhölzer umstehen einen grünlich und geheimnisvoll schimmernden dunklen Teich, der sich im Bildvordergrund zu einem Wasserlauf verengt und in einen Überlauf in Richtung Betrachter ergießt. An dem Teich stehen einige zeittypische Holz- und Lehmhäuser, der Blick über den Teich geht an ihnen vorbei und verliert sich in grünlichem Waldzwielicht.
Die rechte Bildhälfte gibt den Blick in eine offene Landschaft frei, die von der Waldseite abfallend in eine Ebene übergeht. Die Heilige Familie ist auf einem Erdweg unterwegs, der am Waldrand entlangläuft. In der Bildmitte führt der Weg durch einen Weiler, dort befindet sich unter anderem eine Mühle an einem weiteren Wasserlauf, in der Nachbarschaft weidet ein Hirte in rotem Hemd mit seinen Hütehunden die Schafe, kurz vor dem Weiler ist ein Mann in roter Hose dargestellt. Der Weg durch den Weiler endet an einem Fluß, der sich türkisblau von unten rechts ebenfalls in die Bildmitte und weiter zum Horizont zieht. An seinen Ufern sind weitere Siedlungen zu sehen sowie Wiesen und Gehölze. Im Hintergrund fließt er an einem felsigen Hang entlang, dahinter verliert sich die leicht hügelige Landschaft im Dunst.
Der Himmel ist bewölkt, durch die kaum konturierten Wolken schimmert stellenweise der blaue Himmel. Am Himmel sind größere Vögel zu erkennen, eventuell Störche. Auch in den Zweigen des Waldes sitzen Vögel, am Teich ist auf einem Ast ein Eisvogel auszumachen. An den Ufern des Mühlenbachs steht ein Reiher.
Unten rechts ist mit heller Ölfarbe ein Monogramm (?) aufgemalt: Mehrere Buchstaben sind hier zusammengezogen. Es könnten die Buchstaben WKAVP oder WKAVS sein, Darüber eine Krone mit Kreuz.
Die Landschaft mit Siedlungen und Staffage wirkt gefällig und an natürliche Vorbilder angelehnt, ist aber sicher sorgsam konstruiert, wie es auch für die anderen idealistischen flämischen Landschaftsgemälde der Zeit der Fall ist.
Über die Malfläche verteilt, etwas stärker an den Zonen des Keilrahmens, Craquelé. Über der ganzen Malfläche ein mit dem Alter verbräunter Firnis. Einige kleine Abplatzungen der Malfläche. An einigen Stellen kleinere Retuschen, besonders um den Hirten herum. An einigen Stellen scheint (bei UV-Licht gesehen) eine wachsartige Masse (beim Doublieren?) durch Fehlstellen in der Malschicht gedrungen zu sein.
Das Bild wurde mindestens einmal neu aufgezogen, was alte Nagellöcher in der Leinwand anzeigen. Möglicherweise wurde es auch an den Seiten beschnitten, da die Malschicht an der seitlich über den Keilrahmen geschlagenen Leinwand sauber mit der Leinwand abgeschnitten wurde.
Auf der Rückseite ist ein rechteckiges Stück Papier aufgeklebt, auf das "I. Breughel" geschrieben ist. Das Papier wurde mit einem etwa 2 cm hohen roten Lacksiegel an die Leinwand gesiegelt. Auf dem Siegel in einer rund-rechteckigen Kartusche ist ein Wappen zu sehen, das im oberen Feld drei Rauten aufweist. Das untere Feld ist durch einen Winkel geteilt, der nach oben zeigt. Im Feld über dem Winkel befinden sich zwei phrygische Mützen (?), unter dem Winkel noch mal eine phrygische Mütze (?). Gekrönt wird das Wappen von einem Helm oder einem Kopf, der links ein Horn (?) hat.
Auf der Leinwand, halb unter dem Keilrahmen, ist in schwarzer Farbe grob "VI4" aufgetragen.
Auf dem Keilrahmen ist sehr schwach mit Bleistift "M. Stuh" oder "Stutz" , (auch Schuh/Stich/Gluk/Glick/Schuh möglich) geschrieben. Das M. ist nicht sicher Teil des Namens, falls es sich überhaupt um einen Namen handelt. Das M. ist in lateinischer Weise geschrieben, der Name Stuh o.ä. in deutscher Kurrent/Sütterlin.
An anderer Stelle auf dem Keilrahmen ist mit rotem Kreide- oder Buntstift der Name "Barner" geschrieben (der ehemalige Leiter des Museums Alfeld).
Adriaen van Stalbemt (1580, Antwerpen - 1662, ebenda), "Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten in einer Fels- und Waldlandschaft"
Museum der Stadt Alfeld, ohne Inventarnummer
(...)
o.D. - 1954 Luise Köneke
(Quelle: Schreiben Kitzig an Stuttmann, 17.9.1953, Nieders. Landesarchiv HA Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 18)
1954 - heute (2019) Museum der Stadt Alfeld, angekauft von Luise Köneke
(Quelle: Stadtarchiv Alfeld, Karton 10– MUSEUM, Mappe 112; Schreiben Barner an Fritz Kitzig, 22.12.1954).
Stadt Alfeld (Leine)
Marktplatz 1
310161 Alfeld
Deutschland