Bibliotheksgut
Im Januar 1934 hat die Pfälzische Landesbibliothek Speyer (1935 – 1945 Saarpfälzische Landesbibliothek) sieben politische Schriften als Geschenk von Dr. Rudolf Joeckle (1894 – 1978) aus Speyer akzessioniert. Joeckle war Redakteur der 1849 in Speyer gegründeten "Pfälzer Zeitung". Er wurde in der Pfalz, in Bad Bergzabern, geboren und ging in Speyer auf das Gymnasium. Nach seinem Studium der Nationalökonomie in Würzburg und München begann er 1924 seine Tätigkeit bei der „Pfälzer Zeitung“ und beim „Rheinischen Volksblatt“ [siehe Objektgruppe]. Beide Zeitungen erschienen in der von Eugen Jäger (1842 - 1926) viele Jahre geführten „Jägerschen Buchdruckerei und Buchhandlung, Speyer und Ludwigshafen“. Das Verlagshaus stand der katholischen Zentrumspartei und später der Bayerischen Volkspartei (BVP) nahe. Die „Pfälzer Zeitung“ wandte sich schon in den 1920er Jahren gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in der Pfalz. Am 10.3.1933 wurden die Verlags- und Redaktionsräume von SA-Leuten besetzt. Am 22.6.1933 wurde Dr. Rudolf Joeckle in Schutzhaft genommen und wenig später wieder entlassen. 1936 musste sich die "Pfälzer Zeitung" mit anderen Blättern zum "Pfälzer Anzeiger" zusammenschließen, für den Joeckle ebenfalls arbeitete. 1937 wurde die „Jägersche Buchdruckerei und Buchhandlung“ polizeilich geschlossen, nachdem sie die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ gedruckt hatte.
Dr. Rudolf Joeckles Abgabe von sieben verbotenen Schriften (u.a. Material gegen die NSDAP) an die Pfälzische Landesbibliothek Speyer erfolgte vermutlich unter dem Druck der politischen Verhältnisse. Wahrscheinlich stammen die Broschüren aus Joeckles Privatbesitz, auch wenn nicht ganz auszuschließen ist, dass sie der Redaktion der "Pfälzer Zeitung" als politisches Informationsmaterial dienten und dem Verlagshaus gehörten.
Dr. Rudolf Joeckles Sohn, Dr. Rudolf Joeckle jun. (1928 – 2013) hat der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer die Bücher kurz vor seinem Tod überlassen.
Pfälzische Landesbibliothek
Otto-Mayer-Str. 9
67346 Speyer
Deutschland