Suchmeldung | Einzelobjekt
Allegorische Figurengruppe „Der Sieg“ / „La Vittoria“
Lost Art-ID
596675
Künstler:in
Bertos, Francesco
Geburt
1693
Tod
1739
Wirkungsort
Rom
Titel
Allegorische Figurengruppe „Der Sieg“ / „La Vittoria“
Datierung
1732/33
Objektart
Objektgruppe
Material / Technik
Bronze / gegossen
Höhe
90,00 cm
Beschreibung
Eine in Bronzeguss ausgeführte Gruppe von acht oder neun allegorischen Figuren, die sich teils gegenseitig stützen, heben und halten, teils unabhängig voneinander agieren, wie sie für das Werk von Francesco Bertos typisch ist. Hauptfigur ist die auf einem Einhorn stehende, einen Kranz in der Hand haltende Viktoria, die von einer auf dem Tier reitenden, unbekleideten männlichen Figur (Allegorie des Verdienstes (der „Valore“)) emporgehoben wird. Auf dem Sockel offenbar zudem eine sitzende weibliche Figur mit einem Füllhorn (Allegorie des Reichtums („La Ricchezza“)). Am Fuß des Sockels eine einen Spiegel haltende, weibliche Figur (Allegorie der Vorsicht („La Prudenza“) nach Ripa), ein lorbeerbekränzter Krieger, der seinen Fuß auf einen auf dem Rücken am Boden liegenden Gegner setzt und einen Spieß hält, auf den der Kopf eines Orientalen mit Zopf aufgespießt ist (offenbar eine kriegerische Interpretation des Thema „L'Onor, che opprime L'Inganno“), sowie eine weitere, auf einer zweiten stehende, weibliche Figur, die einen Zweig emporhält (Allegorie des durch erfolgreiche Landwirtschaft erreichten Überflusses („L'Agricoltore che solleua l'Abbondanza“)). Zudem zwei weitere Figuren, die den mit einem Fernrohr („L'Intelletto [...] col Cannochiale“) den Betrug aufdeckenden Intellekt und („L'Inganno“) symbolisieren. Die Gesamtkomposition nach Angabe von Parisius/Brinkmann „ähnlich aufgebaut“ wie die ebenfalls verschollene, vielfigurige Pendantgruppe „Der Frieden“, wo die zentrale Reitergruppe in der Mitte auf einem halbhohen Sockel aufgebaut ist und von einer auf dem Reittier stehenden Figur (hier wohl der Viktoria) bekrönt wird und andere, ebenso mit weitausgreifender Gestik versehene Figuren um den Sockel herum gruppiert sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach Alles, wie beim Pendant, auf einer ovalrunden Grundplatte. Die zeitgenössischen Beschreibungen betonen, dass die gesamte Gruppe aus einem Guss gefertigt sei.
Provenienz
1732/33 von dem General-Feldmarschalls in venezianischen Diensten Matthias Johann von der Schulenburg (* 1661, † 1747) erworben und in Auftrag gegeben; seit mindestens 1736 zusammen mit einem Pendant, der Gruppe „Der Frieden“ und zwei ähnlichen, aber in Marmor gefertigten Gruppen in den Inventaren von dessen Sammlung in Venedig nachweisbar; im Februar 1739 in das von dessen Neffen Adolf Friedrich von der Schulenburg (* 1685, † 1741) bewohnte Familienpalais in der Berliner Wilhelmstraße verbracht; nach dessen Tod in der Schlacht von Mollwitz in Besitz von dessen Bruder Friedrich Christian (* 1684, † 1765); Fideikommiss Matthias Johann von der Schulenburg; um 1750 bis mindestens ca. 1774-76 im Familienpalais in der berliner Wilhelmstr. 77; durch Erbfolge in den Wolfsburger Zweig der Familie von der Schulenburg. Beschrieben in Schloss Wolfsburg zusammen mit einer zweiten Bronzegruppe von Bertos durch Parisius/Brinkmann 1897; vor 1942 Schloss Wolfsburg (bis 1932 Landkreis Gardelegen, Provinz Sachsen; danach Landkreis Gifhorn, Provinz Hannover; heute Stadt Wolfsburg); danach verbracht in das neuerbaute Schloss Neumühle bei Tangeln, Gemeinde Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel; dort 1945 verschollen
Verlustgeschichte
Literatur / Quelle
Dokumentiert in der Sammlung des Feldmarschalls M. J. von der Schulenburg und seiner Erben in Venedig und Berlin durch eine Vielzahl von Inventaren und andere zeitgenössische Quellen; Parisius, A./Brinkmann, A.: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen, Hrsg.: Historische Commission der Provinz Sachsen, Halle a. d. Saale 1897, S. 203; Binion, A.: La galleria scomparsa del maresciallo von der Schulenburg, Milano 1990, S. 127/28; Avery, Ch.: The Triumph of Motion: Francesco Bertos (1678-1741) and the Art of Sculpture, Turin, 2008, S. 18, 45-49, 83-86 u. 224/25, Kat.-nr. 123; Krellig, H.: Feldmarschall und Kunstsammler. Matthias Johann von der Schulenburg (1661–1747). Ein unbekannter Bestand von Kunstwerken aus seiner Sammlung im Besitz der Grafen von der Schulenburg-Wolfsburg, Wolfsburg 2011, S. 68; Benuzzi, F.: Committenze europee di scultura veneziana nel Settecento. Una panoramica e alcune ipotesi di lavoro, in: RIHA Journal 101, 2014, o. P. (11), unter Nr. [7]; Guerriero, S.: Sculpteurs venitiens pour les cours et les collectionneurs d'Europe, in: Loisel, C. (Hg.in): Éblouissante Venise. Venise, les arts et l’Europe au XVIIIe siècle, Ausst.-kat. Paris, Grand Palais [2018], S. 160-66, hier: 164.
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