Elkan, Walter Robert
Über die Person
Der Lagerbestand der Firma R. Wagner, Berlin
Walter Robert Elkan (13.04.1868 in Hamburg - 29.05.1963 in Berlin, Neukölln) war ein Berliner Bildhauer, Bronzegießer und Kunsthändler. Von 1912 bis - zumindest formell - zum 31.01.1939 war er Alleininhaber der Firma R. Wagner, Kunst- und Verlagsbuchhandlung in Berlin. Der Schwerpunkt der Firma lag zum einen auf Reproduktionen des graphischen Werkes des Künstlers Adolf von Menzel, deren Alleinvertriebsrechte bei der Firma lagen, als auch auf ostasiatischer und persischer Kunst.
Der Gründer der Galerie, die als eine der ersten Kunsthandlungen in Deutschland japanische und andere ostasiatische Artefakte ausstellte, war Hermann Pächter, der Schwager von Walter Elkan, gewesen. Als Hermann Pächter 1902 starb, übernahm dessen Witwe, Adele Elise Pächter, geb. Elkan, die Eigentümerschaft der Firma und erteilte ihrem Bruder Walter Elkan zunächst Prokura. 1907 wurde die Firma in eine Kommanditgesellschaft mit Walter Elkan als Inhaber und Adele Pächter als Kommanditistin umgewandelt. Nach dem Ausscheiden von Adele Pächter 1912 war Walter Elkan Alleininhaber.
Walter Elkan lebte in den Jahren 1894 bis 1897 in Japan und besuchte dort eine Kunsthochschule. Vorher hatte er bereits zwei Jahre in Hanau und München eine künstlerische Ausbildung genossen und als Zeichner für Silber in Birmingham und New York gearbeitet. Die Reisen nach Japan unternahm er im Auftrag seines Schwagers Hermann Pächter, der ihn mit dem Ankauf asiatischer Kunst beauftragte. Walter Elkan war damit einer der wenigen deutschen Japanliebhaber der Zeit, die das Land aus eigener Anschauung kannten und zudem Sprachkenntnisse vorweisen konnten. Vor allem interessierte er sich für japanische Bronzetechniken, die er in Berlin in einer eigenen Bronzegießerei praktizierte und über die er in vielen Artikeln publizierte. Wahrscheinlich bis zu seinem Wechsel in die Kunst¬handlung führte er die Gießerei, die als "Atelier für kunstgewerbliche Metallarbeiten" in der Dessauer Straße firmierte. Seine eigenen Arbeiten wurden u.a. auf der Pariser Weltausstellung 1900 ausgestellt, außerdem arbeitete er mit verschiedenen Künstlern, wie Theodor Schmuz-Baudiss und Henry van de Velde zusammen und meldete verschiedene metallurgische Patente an.
1910 heiratete er Ilse Matilde Klara Margarete Bussenius (25.07.1886 in Straßburg - 1971), Tochter eines Kapellmeisters, die als Musiklehrerin und Pianistin arbeitete. Das Paar bekam drei Kinder, Otto Titus (1911), Renate (1916) und Maja (1920).
Wie viele andere jüdische Geschäftsleute wurde Walter Elkan und seine Kunsthandlung ab Frühjahr 1933 boykottiert. Diese von den Nationalsozialisten angeleiteten Maßnahmen begannen bereits im Februar 1933 und mündeten ab dem 1. April 1933 in einen landesweiten tagelangen Boykott. Auch das Geschäft von Walter Elkan war davon betroffen, wie er selbst ausführt: „Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Unternehmen boykottiert, der Umsatz war daher nur noch sehr gering.“ Außerdem war es jüdischen Kunsthändlern war es nach dem Erlass des Reichskultur¬kammergesetzes am 22.09.1933 nicht mehr möglich, ihrem Beruf in gewohnter Weise nachzugehen, da sie nicht Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste (RbdK) werden konnten. Die sogenannte Gleichschaltung des Reichsverbandes des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhändler galt bereits im Juli 1933 als vollzogen. Spätestens im Sommer 1935 bekamen die allermeisten Berliner Kunsthändler ihren offiziellen Ausschluss (resp. Nichtaufnahme) aus der Reichskulturkammer (RKK) mitgeteilt. Auf der "Liste der seit 1933 aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossenen Juden, jüdischen Mischlingen und mit Juden Verheirateten", die einem Brief des Präsidenten der RbdK an den Präsidenten der RKK vom 11.05.1936 als Anlage beigefügt, wird Walter Elkan als ausgeschlossen aufgeführt. Der extrem dynamische Prozess vom rechtlichen Ausschluss, begleitet von unterschiedlichen Repressions-maßnahmen wie dem Aprilboykott, bis zum faktischen Berufsverbot umfasst also einen zeitlichen Rahmen von April 1933 bis zum Sommer 1935.
Als aufmerksamer Beobachter dieser Lage sah Walter Elkan als Alleininhaber der Firma R. Wagner keine andere Möglichkeit, einen großen Bestand seiner Kunstwerke versteigern zu lassen. Zunächst wurde am 08.-09.05.1934 eine Auktion mit 304 Objektgruppen bei dem Auktionshaus Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus angekündigt sowie ein Katalog gedruckt. Diese Auktion fand aus bisher unbekannten Gründen nicht statt. Am 15.-16.11.1934 fand im selben Auktionshaus eine Versteigerung von nun mehr 153 Objektgruppen statt, die zahlreiche Käufer fanden. Nachforschungen darüber, ob er 1934 auch seine persönliche Sammlung veräußern musste, dauern noch an. Nach dem faktischen Berufsverbot - der genaue Zeitpunkt ist bisher unbekannt, muss aber in einem zeitlichen Rahmen zwischen April 1933 bis 1935 (spätestens Mai 1936) liegen - war eine reguläre Geschäftstätigkeit für Walter Elkan nicht mehr möglich. Das Geschäft selbst wurde am 9. November 1938 zerstört: "Alles wurde total geplündert und zerschlagen. Einer Portiersfrau wurde von der SA verboten, in das Geschäft zu gehen, denn es wurde als 'Judenladen' gebrandmarkt. Herr Elkan musste selber die Scherben auf der Strasse zusammen¬fegen. Niemand ging je wieder in das Geschäft, auch Herr Elkan selber nicht. [...] Alles war vernichtet, sogar die Original-Druckplatten der bekannten zwölf Bilder v[on] Menzel'scher Graphik 'Kriegs und Friedens-Helden Friedrich des Grossen'". Spätestens nach diesen Ereignissen „arisierte“ Albert Strauß die Reste der Firma, der sie bis Ende der vierziger Jahre weiter betrieb.
Sukzessive Enteignung, Drohungen, Denunziationen, Gewalt und Verhaftung gehörten für Walter Elkan als auch für seine nicht jüdische Ehefrau bis 1945 weiterhin zum Alltag. 1948 emigrierten Walter Elkan und seine Frau in die USA, von wo die beiden Mitte der fünfziger Jahre wieder nach Deutschland zurückkehrten.