Schueler, Curt
Über die Person
Curt Schueler wurde am 15.11.1877 in Wronke in der Provinz Posen geboren. Seit 1897 lebte er in Berlin, wo er nach seiner Lehrzeit in die Firma Siegmund Michalski, eine der angesehensten Berliner Holzfirmen, eintrat, in der er zunächst als Prokurist tätig war und später als Mitinhaber aufgenommen wurde. 1934 eröffnete er seine eigene Holzgroßhandlung, die jedoch schon bald von der Boykottaufrufen der Nazis betroffen war, und deren Betrieb ihm Ende 1938 durch das Bezirksamt Berlin-Charlottenburg schließlich ganz untersagt worden ist. Seit diesem Zeitpunkt war Curt Schueler gänzlich ohne Einkommen und lebte, so seine Worte, „von der Substanz“ (LABO, Reg. Nr. 73.010, Curt Schueler, Eidesstattliche Versicherung vom 15.07.1952). Dazu gehörte auch seine Kunstsammlung mit Werken von Jules Pascin, Franz Marc, Willy Jaeckel, Bruno Krauskopf, Paul Kleinschmidt, Emil Nolde und – vor allem – Franz Heckendorf, den er seit dessen Kindheit kannte und den er durch den Ankauf zahlreicher Bilder als Mäzen unterstützte. Dabei bestritt er davon nicht nur seinen und seiner Frau Lebensunterhalt, sondern verschaffte sich auch die erforderlichen finanziellen Mittel für die geplante Auswanderung, die ihnen jedoch „trotz vielfacher Versuche“ nicht gelungen ist (LABO, Reg. Nr. 73.010, Curt und Hilda Schueler, Eidesstattliche Versicherung vom 21.08.1956). Schuelers blieben also zunächst in Berlin und mussten dort Zwangsarbeit leisten und all die anderen Verfolgungsmaßnahmen erleiden, die das Nazi-Regime gegen die jüdische Bevölkerung ergriffen hatte. Am 27.03.1942 erhielten sie schließlich die Aufforderung zur Deportation, der sie sich unter Zurücklassung ihres gesamten noch vorhandenen Besitzes, zu dem immer noch etliche Kunstwerke gehörten, durch die sofortige Flucht aus ihrer Wohnung, aus Berlin und schließlich aus Deutschland entzogen haben. Dank der Hilfe Heckendorfs, der ihnen zu diesem Zweck gefälschte Kennkarten besorgt hatte, gelang es ihnen, in das deutsch-schweizerische Grenzgebiet zu gelangen und aus einem deutschen Zug in die Schweiz zu fliehen, als dieser im Bahnhof von Schaffhausen einen sechsminütigen Aufenthalt hatte. Nach dem Bekanntwerden ihrer Flucht wurden die von Curt und Hilde Schueler zurückgelassenen Vermögenwerte durch Sammelverfügung der Gestapo vom 13.07.1942 zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. (Dr. Sabine Rudolph)
LAB, B Rep. 025-03, Nr. 500/64.
LABO, Reg. Nr. 73.010.
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 36 A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II), Nr. 34692.
Joachim Kirchner, Franz Heckendorf, Junge Kunst, Band 6, Leipzig 1919.
Winfried Meyer, Sechs Minuten, der Freitag, 21.07.2012, <Externer Link> [Abruf 23.08.2018].
ders., Maler, Bohemien, Fluchthelfer, Der Tagesspiegel, 04.01.2016, <Externer Link> [Abruf 23.08.2018]).
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