Kunstsammlung David Leder
Die im Umzugsgut der Familie Leder verpackten Teile der Kunstsammlung umfassten ca. 20 Gemälde (u. a. von Max Slevogt, Maurice de Vlaminck, Lesser Ury, Lovis Corinth), eine Lithographie von Cézanne, Arbeiten von Heinrich Zille und Adolph von Menzel, ca. 25 Drucke sowie 6 Mappen mit Originalzeichnungen von Otto Theodor Stein; möglicherweise auch zwei Radierungen von Rembrandt. Des Weiteren enthielten die beschlagnahmten Umzugslifts neben Kleidung und Haushaltsgegenständen auch wertvolle Einrichtungsgegenstände wie Orient-Teppiche, Aubusson-Möbel, chinesisches Porzellan und eine umfängliche Bibliothek mit signierten Vorzugsausgaben.
Aufgrund der lückenhaften historischen Dokumentation ist eine Einzelobjekterfassung der gesuchten Kulturgüter nicht möglich.
Quelle: 82 WGA 3262/51 (146 WGK 674.52) (Lifts)
Ab 1933 wurden sie von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt. David Leder wurde am 10. November 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Freilassung emigrierten die Eheleute 1939 nach London.
Die bei der Spedition Hamacher (vorm. Brasch & Rothenstein) in Berlin eingelagerten Umzugslifts von Lola und David Leder wurden am 14. Januar 1942 durch die Gestapo im Auftrag der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg als Vermögen gemäß der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz beschlagnahmt.
Am 23. März 1944 lieferte die Spedition Hamacher die beiden Lifts des Ehepaares an ein Depot der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten im Thielschufer 10/16.
Aus dem „Vermögensverzeichnis“ des Oberfinanzpräsidenten, das eigentlich eine Buchungsübersicht über Einnahmen und Abgänge der Finanzkasse ist, geht hervor, dass erst zwei Jahre nach der Beschlagnahme – beginnend im April 1944 - Verkaufserlöse beim Oberfinanzpräsidenten eingingen und die Lagerkosten und die Rechnungsprüfung der Reichsverkehrsgruppe im Februar 1945 bezahlt wurden. Die Verkaufserlöse betrugen insgesamt 983 Reichsmark. Erwerber waren: „G. Sonatria, Charlottenburg, H. Holtzapfel in Lankwitz, Richard Hille, Bismarckstraße 80“. Die Lagerung der beiden Lifts der Leders und anderer verfolgter, ausgebürgerter Emigranten am damaligen Thielschufer, heute Fraenkelufer, erfolgte auf dem Gelände (und wahrscheinlich in) der Jugendsynagoge, einem Nebengebäude der großen, vom Architekten Alexander Beer erbauten Synagoge, das nach den Zerstörungen 1938 noch benutzbar war.
Auf dem Gelände hatte sich neben dem Oberfinanzpräsidenten ein Filmrequisitenausstatter namens Rudolf Sobczyk einquartiert, der als Grund für die Standortwahl einen Bombenschaden am 23./24. November 1943 in seinem ursprünglichen Betriebsort in der Chausseestraße angab. Der Lift von David und Lola Leder kam vermutlich gleichzeitig mit den Requisiten dort an. Rudolf Sobczyk ersteigerte nachweislich Gegenstände aus dem Umzugsgut anderer Emigranten; möglicherweise gelangten auch Gegenstände aus den Lifts der Leders in seinen Besitz.
Zwei von Max Liebermann geschaffene Porträts Lola Leders, die von David und Lola Leder in den 30er Jahren als Leihgaben an das Berliner Jüdische Museum gegeben worden waren, wurden Lola Leder nach Kriegsende rückerstattet.
Ein Porträt Gustav Schaffers, das David Leder vor der Silhouette Jerusalems zeigt, verblieb 1931 nach einer Ausstellung aus unbekannten Gründen in Chemnitz. Anders als zu anderen Kunstwerken, die die Leders dem Chemnitzer Museum geschenkt oder auch zum Kauf angeboten hatten, ist zu diesem Werk kein Schriftwechsel bekannt. Das Gemälde wurde 1962 als “vermutliches Geschenk“ David Leders in den Kunstsammlungen Chemnitz „nachinventarisiert“.