Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Fachbibliothek Historicum
Über die Institution
Im Magazin der Bibliothek des Historicums an der Universitätsbibliothek München ist eine etwa 1.000 Bände umfassende Judaica-Sammlung (überwiegend Gebrauchsliteratur des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts) erhalten. Es handelt sich um einen Restbestand aus der 1936 in München gegründeten Bibliothek der "Forschungsabteilung Judenfrage" des "Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands". Der Aufbau der Bibliothek wurde unter anderem von Julius Streicher, Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer" unterstützt (vgl. Fundmeldungen der Stadtbibliothek Nürnberg). Ein Großteil der bei Kriegsende etwa 35.000 Bände umfassenden Sammlung stammt aus Beschlagnahmeaktionen oder aus antiquarischen Erwerbungen.
1943 wurde der Bibliotheksbestand nach Passau (Feste Oberhaus) ausgelagert. Möglicherweise sind Teile der Bibliothek, insbesondere Handschriften oder ältere Bestände dabei an die Bayerische Staatsbibliothek abgegeben worden.
1945 gelangten die etwa 1.000 Bände in den Besitz des Historischen Seminars der Universität. Der restliche Bestand gilt nach einer Überstellung von 238 Bücherkisten an den Offenbacher Collecting Point im Jahr 1947 als verschollen, wobei offenbar mehrfach Einzelexemplare mit dem Stempeleintrag "Forschungsabteilung Judenfrage" in amerikanischen Universitätsbibliotheken gefunden wurden.
Die Judaica-Sammlung des Historicums wurde 1970 bibliographisch erfaßt. Nachdem sich Hinweise auf möglicherweise NS-verfolgungsbedingten Entzug mehrerer Bücher ergeben hatten, wurde Ende 2000 mit Provenienzprüfungen begonnen. Eine Autopsie der Einzelbände erbrachte mehrere personen- und institutionsbezogene Provenienzvermerke, die auf jüdische Vorbesitzer schließen lassen. In Ergänzung zu Recherchen im Archiv der Oberfinanzdirektion Berlin zu früheren Rückerstattungs- bzw. Entschädigungsverfahren der in den Büchern genannten Personen werden die betreffenden Bände hier veröffentlicht. Anspruchsberechtigte Personen oder Institutionen sind aufgefordert, sich mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste oder direkt mit der Universitätsbibliothek München in Verbindung zu setzen.
(vgl. auch S. Kuttner, Geraubte Bücher ..., in: Bibliotheksdienst, 37/2003, Heft 8/9, S. 1059 ff und S. Kuttner, Geraubter jüdischer Buchbesitz in der Bibliothek des Historicums ..., Ein abschließender Erfahrungsbericht, in: Die Suche nach NS-Raubgut in Bibliotheken, Marburg 2006, S. 32 ff)
Adresse
Fachbibliothek Historicum
Schellingstrasse 12
80799 München
Deutschland