Kaminuhr mit den Allegorien der vier Jahreszeiten auf einem von zwei Löwen gezogenen Wagen
Objekt: Figurenuhr
Entstehungszeit: Modell: - / Ausführung: 1751-12-06 - 1843-06-09
Darstellung: Vier Jahreszeiten (Allegorie), Löwe, Amor, Tierkreiszeichen
Befund: In die Rückseite des Uhrwerks ist die Nummer "12942" eingeschlagen (die Eins steht auf dem Kopf). Auf der Unterseite des Wagens rückwärtig eine Punze mit einer nach links gerichteten phrygischen Mütze mit Kokarde (große Jakobinerkappe), darunter der Buchstabe "B" und rechts daneben in großen Ziffern "356". Die gleiche Punze fand sich ein weiteres Mal an der vorderen Kante des Wagenbodens rechts von der Deichsel. Als Firmen-Bildmarke fand sich das gleiche Zeichen zweimal auf der Unterseite des Marmorsockels aufgedruckt. Auf den äußeren Hinterbacken der wagenziehenden Löwen jeweils ein kleiner grüner Papierklebepunkt. Weitere angehängte Karton-Etikette, darauf handschriftlich mit blauer Farbe "7357" (Münchner Nummer, Central Collecting Point) und auf der Rückseite handschriftlich mit blauer Farbe "Göring/ohne Nummer"; "ohne Nummer" nachträglich durchgestrichen. Anhängend ein Etikett auf Karton, darauf handschriftlich mit blauer Farbe "76/22" (Inventarnummer des Bayerisches Nationalmuseums).
Weitere Informationen: Externer Link
Überweisung 1975
Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 06.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.
Provenienzforschung: In den Datenbanken zum Central Collecting Point und der Treuhandverwaltung für Kulturgut keine Angaben zur Vorprovenienz. Philippe-Laurent Roland (1746-1816) fertigte wohl noch vor 1796 ein Terrakotta-Modell, nach dem der französische Bildhauer und Bronzegießer Pierre-Philippe Thomire die Uhr ausführte und 1798 unter dem Titel "Char de Saisons" ausstellte. Es wurden mehrere Uhren auf Marmorsockeln nach dem Modell hergestellt. BNM Inv.-Nr. 76/22 wurde offenbar durch einen anderen Hersteller wohl um 1828 angefertigt. Ein früher Besitz konnte bislang nur für ein fast identisches Stück mit zwei zugehörigen Kandelabern in der Commune di Macerata als Geschenk Napoleons III. an Ortensia Ciccolini nachgewiesen werden. Als Herkunftsmöglichkeiten für BNM Inv.-Nr. 76/22 wurden erwogen: 1.) (unklar, ob zutreffend): unter Nummer 24 der Geschenkliste zu "Neujahr 1937", tatsächlich wohl 01.01.1938, ein nicht näher beschriebenes Geschenk "goldene Tierkreisuhr", geschenkt durch das Preußische Staatsministerium. -2.) (unwahrscheinlich aber möglich): am 17.01.1941 zusammen mit Gemälden und Skulpturen als "Zieruhr" von Thomire von der Galerie Fischer, Luzern, für RM 6.000.- in die 'Sammlung Göring'. Diese Zieruhr nicht im Versteigerungskatalog der Galerie Fischer, Luzern, Nachlaß des Herrn R., Genf - Aus Glarner und anderem Privatbesitz: Auktion in Luzern, Galerie Fischer (Neubau) am 07., 08. und 09.11.1940 (Katalog Nr. 69), daher unklar, um was für ein Stück es sich handelte. -3.) Hingegen wohl identisch mit der Uhr aus einer Lieferung mehrerer Uhren am 25. (ohne Monat und Jahr) von der Firma H. Brokke, Kalverstraat 98, Amsterdam, an Staatsrat Dr. E. Gritzbach: Inhalt der Kiste No. 4 der Lieferung: eine Uhr "Siegeswagen (Empire 1790-1800)". Kiste Nummer 5 enthielt zudem "2 Kandelaber (Empire 1790-1800)". Zusammen entspräche die Lieferung also dem Ensemble der Uhr in der Commune di Macerata, die gleichfalls von zwei Kandelabern begleitet ist. Durch den Adressaten der Liste und weitere Indizien erschießt sich ein Datum für die Lieferung nach der Besetzung der Niederlande im Mai 1940. Es wäre zu prüfen, ob die Amsterdamer Uhrmacherfirma Brokke eventuell das an der Uhr befindliche Firmenzeichen mit der Jakobinerkappe und dem Buchstaben "B" verwendete. Die Uhren wurden im Anschluss nach Carinhall geliefert. Zu unbekanntem Zeitpunkt aus unbekanntem Eigentum/Besitz in die 'Sammlung Göring'. Aufgrund der Provenienzlücke(n) kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden./I.v.z.M., 2017
Bayerisches Nationalmuseum
München
Prinzregentenstraße 3
80538 München
Deutschland