Kühe an der Tränke (der Werktitel wurde posthum vergeben)
Ankauf von dem Stuttgarter Glaser und „Trödelhändler“ Otto Bolz durch das Kulturreferat Stuttgart im Januar 1939 zum ungewöhnlich hohen Preis von 1000 RM für ein nicht typisches Bild des Künstlers. Bolz wurde in Stuttgart geboren. Die Deutsche Dienststelle führt ihn als vermisst, weil er spätestens 1944 in die Wehrmacht eingezogen und ab dem August 1944 in Rumänien als vermisst gemeldet wurde. Von 1938-1941 betrieb er ein Vorkaufgeschäft (“Trödelhandel“). Bolz bot das in Glas und im Goldrahmen gefasste Gemälde sehr wahrscheinlich im November oder Dezember 1938 dem Kunstreferat Stuttgart an. Dessen Provenienz ist unbekannt. Über Bolz ist fast nichts bekannt, über sein Geschäft existieren keine Unterlagen.
Die Erwerbungsumstände zu Beginn des Jahres 1939 sind außerordentlich merkwürdig und zwiespältig. Die derzeitigen Indizien erwecken nicht den Anschein einer seriösen Erwerbung durch Bolz. Dafür spricht der zeithistorische Kontext, in dem er sein Geschäft gegründet und betrieben hat, und die widersprüchliche Informationslage über den Glaser und „Trödler“ Bolz selbst. Ein Handwerker, der für etwa zwei Jahre als Trödler und „Kunsthändler“ arbeitet, verkauft der Stadt ein Gemälde zu einem, gemessen an seiner damaligen Bedeutung, ungewöhnlich hohen Preis und wird von der Stadt im Inventarbuch als „Kunsthändler“ bezeichnet, der er nicht war. Es gibt nicht nur eine lange Provenienzlücke, die nicht geschlossen werden kann, es lässt sich bis jetzt auch nicht erklären, woher Bolz das Gemälde hatte. Weil das Erwerbungsdatum in eine späte Phase des „Dritten Reiches“ fällt und Bolz‘ geschäftliche Aktivitäten genau in jener Zeit stattfinden, in der die materielle Ausplünderung der Juden ihren Höhepunkt erreicht, gibt es den Verdacht, dass das Gemälde NS-verfolgungsbedingt entzogen worden ist.
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