Biblia: das ist: die gantze Heilige Schrift, Deutdsch, Auffs new zugericht. D. Mart. Luth./
Bibel in 3 Bänden. Vermißt wird Bd. 1, 1. Teil des Fürstenexemplars aus dem Besitz Georg zu Anhalts: ganz auf Pergament gedruckt, prachtvoll illuminiert mit Holzschnitten von Lucas Cranach, mit je einem ganzseitigen eigenhändigen Eintrag von Martin Luther (zu 5. Mose 32), Johannes Bugenhagen (zu Apostelgeschichte 10, 43), Philipp Melanchthon (zu Korinther 1, 21) und Caspar Cruciger (zu Römer 15, 4), dem Mitübersetzer der Bibel. Gilt allein wegen der Autographen der bedeutenden Reformatoren als eine Kostbarkeit. Mit Titelbordüre, blattgroßem Wappenholzschnitt (9 Schilde des Anhaltischen Wappens sowie Luthers Wappen), 60 Holzschnitten und viele Initialien, sämtlich illuminiert und goldgehöht. Schlichter, zeitgenössischer, beschädigter Einband mit Besitzvermerk des Fürsten Georg Anhalt. Vierteilige Beschläge, 2 Messingschließen (Schließbänder fehlen), ziselierter Goldschnitt. Enthält das Alte Testament (Genesis bis Esther). Ursprünglich vor dem Haupttitel Lutherbildnis von Lucas Cranach (d.Ä.?).
Drucker: Hans Lufft. Eines von zwei bekannten Exemplaren (das 2. Expl. befindet sich im Stadtarchiv Zerbst). Es befinden sich keine Besitzstempel der Landesbücherei in Büchern der "Georgs-Biblio- thek". Identifizierungsmerkmale sind jedoch die fehlenden Bl. 9 und 10 aus der zweiten Lage unter B 3 und B 4. Diese beiden Blätter konnten bei einer Plünderung 1945 von einem Mitarbeiter der Landesbücherei geborgen werden und befinden sich heute in der Landesbücherei Dessau.
2011 für die Anhaltische Landesbücherei zurückgewonnen
Zusammenstellung von Hausarchivalien der Anhaltischen Landesbücherei (19 Seiten) zum Verlust der Cranach-Bibel durch Herrn Weischede, Rechtsamt der Stadt Dessau:
Die Archivalien dokumentieren anhand von Briefen, Vermerken etc. entscheidende Stationen der Verlustgeschichte der Bibel. 1945 war die Bibel einer Familie von einem russischen Offizier übergeben worden, als 'Entschädigung' dafür, daß einige Soldaten den PKW der Familie entwendet hatten. Die Tochter der Familie übergab 1949 oder 1950 die Bibel an eine dritte weibliche Person.
Am 4./5.05.1950 wurde bei einem Auktionshaus in München eine Bibel angeboten, die anhand der Beschreibung im Auktionskatalog, insbesondere wegen der fehlenden Blätter 9 und 10 aus der zweiten Lage unter B3 und B4 als das Expemplar der Landesbücherei vermutet wurde. Die bezeichneten Blätter befinden sich heute noch in unmittelbarem Besitz und Eigentum der Stadt Dessau. Die Stadt Dessau wie auch die Staatsanwaltschaft Dessau und die Staatsanwaltschaft München in Zusammenarbeit der StaatsBibliothek München bemühten sich erfolglos, die Bibel sicherstellen zu lassen. Ein potentieller Interessent nahm folgend vom Kauf Abstand. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Auktionshaus bestätigte, daß ca. 1970 die an die bezeichnete weibliche dritte Person erfolgte Vorschußzahlung von ca. 2.000 DM wohl von Rechtsanwälten zurückgezahlt wurde unter Rückgabe der Bibel an die Anwälte.
Die oben bezeichnete weibliche dritte Person äußerte gegenüber der oben bezeichneten Tochter des ehemaligen Besitzers der Bibel, daß sie in den siebziger Jahren den Wunsch habe, die Bibel in den USA veräußern zu wollen. Im Jahre 1968 verstarb die oben bezeichnete weibliche dritte Person. Diese weibliche dritte Person hatte zwei Kinder, und zwar einen Sohn und eine Tochter, wobei Letztgenannte ihren Wohnsitz in dern USA hatte."
(Brief von Frau Gabriele Schneider, Direktorin der Anhaltischen Landesbücherei Dessau, vom 09.09.1999)
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