Der Marktschreier und vier Kinder

Zwei kindliche Paare in Zeittracht gruppieren sich um einen Tanzmeister im Ballettkostüm. Dieser hält eine (abgebrochene) Blumengirlande, die das eine Paar aufnimmt. Das andere Paar faßt sich leicht mit den Fingern der rechten Hände, wobei das Mädchen sich auf der Stelle dreht. Der Tanzmeister trägt einen mit roten Bandrosetten besetzten weißen Turban mit golden gerändertem weißem Stirnband und einem Busch roter, schwarzer, weißer und weiß-violetter Straußenfedern. Die Jacke schwarz-weiß-golden gestreift, mit roter, über die rechte Schulter gelegter Schärpe. Eine weiße Draperie läuft von der rechten Schulter um den Körper zur rechten Hüfte, wo sie durch ein purpurnes Band gehalten wird. Die Kniehose und die Schuhe schwarz mit roten Rosetten, die Strümpfe weiß. Der eine Knabe in goldgerändertem weißen Hut mit blaßpurpurnem Band, in kurzärmeliger kupfergrüner Jacke mit Goldknöpfen, weißer Ärmelweste mit Goldknöpfen und Goldborte, purpurner Schärpe, hellbrauner Kniehose, weißen Schuhen mit purpurnen Rosetten. Der andere Knabe trägt weiße Schirmmütze mit rotem Band und wie-purpurnem Federstutz an gelber Rosette, golden geränderte, hellblaue Jacke mit Goldknöpfen, Ärmelweste mit Goldknöpfen, weiße Schärpe, blaßpurpurne Kniehose, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe mit gelben Rosetten. Das eine Mädchen in golden gerändertem weißem Mieder, Hemdärmeln mit hellgrünen Bandschleifen, gerafftem blaßpurpurnem Rock, grün und purpurn gestreiftem Unterrock und purpurn geränderten Schuhen. Das andere Mädchen in rotem Mieder, weißen Hemdärmeln mit gelben Bandschleifen, in weißem gerafftem Rock, blaugrünem Unterrock und purpurn geränderten weißen Schuhen mit gelben Rosetten. Hochgewölbter weißer Ovalsockel mit golden gehöhtem Rocaillerand. Am Sockel Flöte, Schalmei, Geigen, Dudelsack, Spaten, Blumenkorb, Garnwickel, Rechen und ein Haufen grüner Blätter. [...] Schwertermarke mit Punkt und Stern. Modell von Acier, Herbst 1768. Formennummer C 15. [...] – Das vorliegende Exemplar wiedergegeben bei Berling: Das Meißner Porzellan, Leipzig 1900, Abb. 198. Dort als »Der Tanzmeister«. Die Meißner Manufaktur führt die Gruppe unter dem Namen »Der Marktschreier und vier Kinder«. Eine im Motiv ganz ähnliche Gruppe der Manufaktur Sèvres, betitelt »Groupe de La Danse«, 25 cm hoch, für Biskuitporzellan, ist 1786 entstanden.
[…] bis Dezember 1926, Gustav von Klemperer (gest. 27.12.1926), Dresden [1]; 30.06.1927, Nachlassregelung, Nachlass zu gleichen Teilen an Victor, Herbert-Otto und Ralph-Leopold von Klemperer [2]; November 1938, Sicherstellung der Porzellansammlung in der Villa von Victor von Klemperer durch die Geheime Staatspolizei, Dresden [3]; Dezember 1938, Abtransport der Porzellansammlung aus der Villa von Victor von Klemperer, Tiergartenstraße 64, Dresden, in das „Johanneum“, Staatliche Porzellansammlung Dresden, Augustusstraße 1, Dresden [4]; November 1941, Verfall des Vermögens der Familie von Klemperer an das Deutsche Reich gemäß der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz [5]; Januar 1943, unentgeltliche Übertragung der Sammlung von Klemperer an das Land Sachsen auf Grundlage eines Entscheids von Adolf Hitler [6]; 1943, kriegsbedingte Auslagerung aus der Staatlichen Porzellansammlung Dresden nach Schloss Rammenau in Sachsen [7]; 16.03.1945, kriegsbedingte Verlagerung von Schloss Rammenau in Sachsen nach Schloss Rothschönberg in Sachsen [8].
Porzellansammlung Gustav von Klemperer, Dresden 1928, S. 200, Nr. 733;
[1] Anette Loesch, Das Schicksal der Porzellansammlung Gustav von Klemperers, in: Beiträge öffentlicher Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zum Umgang mit Kulturgütern aus ehemaligem jüdischen Besitz, bearb. von Ulf Häder (= Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste, Bd. 1), Magdeburg 2001, S. 56-77; Andreas Graul, Gustav und Victor von Klemperer. Eine biographische Skizze (= Publikationen der Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Bd. 2), Leipzig 2005; Sabine Rudolph, Restitution von Kunstwerken aus jüdischem Besitz. Dingliche Herausgabeansprüche nach deutschem Recht (= Schriften zum Kulturgüterschutz / Cultural Property Studies), Berlin 2007; [2] Rudolph 2007, S. 41-47, hier S. 41; Amtsgericht Dresden, Nachlassakte Gustav von Klemperer, Einantwortungsurkunde des Zivilgerichts für Inner-Prag, 30.06.1927; [3] SächsStA-D, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 18834/1, Bl. 1-2, Fritz Fichtner (Direktor der Porzellansammlung) an Ministerium für Volksbildung, 01.12.1938; [4] SächsStA-D, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 18834/1, Bl. 5, (nachrichtlich) Fritz Fichtner, 02.12.1938, entspricht der Anlage zu Bl. 4, Fritz Fichtner an Ministerium für Volksbildung, 03.12.1938; [5] Rudolph 2007, S. 45; [6] SächsStA-D, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 18834/2, Bl. 1, Reichsministers der Finanzen an Oberfinanzpräsident Dresden, 04.01.1943; ebd., Bl. 10, Oberfinanzpräsident Dresden an Reichsstatthalter Sachsen, 14.01.1943; [7] Archiv der Porzellansammlung, Verzeichnis der außerhalb von Dresden geborgenen Kunstwerke, unpag., ca. 1943; SächsStA-D, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 18834/2, Bl. 13, (nachrichtlich) A. Richter (Oberregierungsrat, Sächsische Staatskanzlei) an Direktor der Porzellangalerie, 08.04.1943; ebd., Bl. 21, Fritz Fichtner an Sächsische Staatskanzlei, 30.04.1943; ebd., Bl. 48, Fritz Fichtner an Hermann Voss (Sonderbeauftragter für Linz), 25.08.1943; [8] Archiv der SKD, 02/VA 53, unpag., (nachrichtlich) Leuschner (Reg. Ass., Ministerium für Volksbildung), 26.03.1945.
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