Dorville, Armand (Nachlass/estate)
Über die Person
Armand DORVILLE
Armand Isaac Dorville (1875-1941) war Rechtsanwalt am Berufungsgericht von Paris, ehemaliges Mitglied des Anwaltsrates, Ritter der Ehrenlegion und ein großer Kunstsammler, der auf dem Pariser Kunstmarkt und in Museen sehr bekannt war.
Bedroht als Jude durch die antisemitische Politik, die von den Deutschen und dem Vichy-Regime ab September 1940 eingeführt wurde, musste er seine Pariser Wohnung verlassen und in die "freie Zone" flüchten, um sich in der Dordogne niederzulassen. Dabei nahm er auch die 450 Werke seiner Sammlung mit.
Nach seinem Tod im Juli 1941 erbten sein Bruder und seine Schwestern gemäß seinem Testament das Nutzungsrecht an seinen Vermögen, während seine Nichten das bloße Eigentum erhielten. Die Erben von Armand DORVILLE, die alle Juden waren, waren zu diesem Zeitpunkt zunehmend von der antisemitischen Politik bedroht.
In diesem Klima der Angst wurde das Erbe von Armand DORVILLE eröffnet, während sein Freund und Mitarbeiter Jacques PFEIFFER, der als Testamentsvollstrecker benannt wurde, in Deutschland in Gefangenschaft gehalten wurde.
Nach seiner Freilassung im November 1941 übernahm Jacques PFEIFFER die Abwicklung des Nachlasses und organisierte die öffentliche Versteigerung der Sammlung von Armand DORVILLE, sowohl um sie vor Plünderung oder "Arisierung" durch die Vichy-Behörden zu schützen als auch um die Flucht der Familienmitglieder nach Spanien oder in die Schweiz zu finanzieren.
Am 24., 25., 26. und 27. Juni 1942 fand im Hotel Savoy in Nizza die Versteigerung der Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen von Armand DORVILLE statt.
Leider wurde das Commissariat Général aux Questions Juives (Generalkommissariat für jüdische Angelegenheiten) bereits am ersten Tag auf den Verkauf aufmerksam und ernannte einen vorläufigen Verwalter, Amédée CROZE, mit dem Auftrag, die Güter aus dem DORVILLE-Erbe zu "arisieren".
Durch die Anwesenheit des kommissarischen Verwalters wurde den Erben von DORVILLE nicht nur jede Möglichkeit genommen, ihren Willen während der Versteigerung zu äußern, sondern nach Abschluss des Verkaufs wurde die Sammlung vollständig zerstreut und der Erlös vom kommissarischen Verwalter einkassiert.
Die Erben wurden somit beraubt, und kurz nach dem Verkauf wurden eine der Schwestern von Armand DORVILLE, ihre beiden Töchter und ihre zwei kleinen Enkelinnen im Alter von zwei und vier Jahren in Megève festgenommen, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Erst vor kurzem konnte dank der Forschungen der Kunsthistorikerin und Provenienzforscherin Emmanuelle POLACK und der vom Genealogiebüro ADD ermittelten rechtmäßigen Erben von Armand Isaac DORVILLE ein Überblick über die Enteignungen ihre Familie erstellt werden.
Im Jahr 2020 gab die deutsche Regierung, vertreten durch ihre Kulturministerin Monika Grütters, drei Gemälde aus der Sammlung DORVILLE an ihre rechtmäßigen Erben zurück.
In der Pressemitteilung zu diesem Ereignis erkannte die Bundesregierung Deutschlands den enteignenden Charakter dieser Versteigerung an, die in einem Kontext stattfand, in dem die DORVILLE-Erben "obwohl es ihnen gelungen war, die Werke zu versteigern, dennoch des Erlöses der Versteigerung beraubt wurden, der in Zeiten der Verfolgung so verzweifelt benötigt wurde. Über einen vorläufigen Verwalter wurden die Auktionen unter der Kontrolle der Vichy-Regierung durchgeführt."
Werke, die an die Erben von Armand DORVILLE zurückgegeben wurden:
● Werke, die 2022 von der französischen Regierung zurückgegeben wurden:
N°85 : Jeune Femme et sa duègne, Constantin GUYS, plume, encre brune, crayon noir, aquarelle, lavis brun, 26 x 22 cm
N°135 : Présentation du visiteur, Constantin GUYS, crayon noir - encre brune - lavis brun - plume, 22 x 36 cm
N°147 : Cavalier et Amazones, Constantin GUYS, crayon noir - lavis brun - aquarelle, 23 x 31 cm
N°149 : La loge de l'Empereur, Constantin GUYS, vers 1855/1860, aquarelle, avec reprise partielles à la plume et encre noire, restauré en 1999, 21 x 34 cm
N°150 : Une revue aux Invalides, Constantin GUYS, plume et aquarelle sur calque, 20 x 33 cm
N°153 : Portrait de Joseph Prudhomme et de Henry Monnier, Henry MONNIER, 1873, crayon noir, encre brune, aquarelle, fixatif, plume, 28 x 22 cm
N°155 : Les trois matrones, Henry MONNIER, aquarelle - mine de plomb, 18 x 25 cm
N°164 : Les visiteurs, Henry MONNIER, encre rouge, aquarelle, mine de plomb, plume, 15x16 cm
N°165 : Une soirée chez Mme X, Henry MONNIER, vernis - aquarelle, 23 x 31 cm
N°200 : Jeune femme debout sur un balcon, contemplant des toits parisiens, Jean Louis FORAIN, crayon noir - pinceau - sanguine - aquarelle, 29 x 22 cm
N°372 : La diligence en danger, Camille ROQUEPLAN, 1829, vernis - aquarelle, 19 x 31 cm
N°433 : L'Amazone, Pierre Jule MENE, 1865, cire originale, 45 x 42 x 14 cm
● Werke, die von Museen, Auktionshäusern und Privatpersonen zurückgegeben wurden:
Restituiert von der deutschen Kulturministerin, Januar 2020:
N°176 : Portrait de femme de profil, Jean-Louis FORAIN, huile sur toile, 35x26cm
N°182 : Femme en robe du soir, Jean-Louis FORAIN, vers 1880, aquarelle, 21 x 20 cm
N°123 : Amazone sur un cheval cabré, Constantin GUYS, 13,90 x 11,50 cm
Restituiert über Vereinbarungen zur Rückgabe oder Entschädigung:
N°145 : Le carrosse royal en grand apparat, Constantin GUYS, plume et lavis, 25 x 40 cm (Oktober 2020 – via Christie’s)
N°364 : La promenade royale, Denis-Auguste-Marie RAFFET, aquarelle, 23 x 17 cm (März 2021 – via Christie’s)
N°356 : Verglas / Vision d’hiver, Anonyme / Attribué à Giuseppe de NITTIS, vers 1880, 30 x 40 cm, huile sur toile (März 2021 – eine Privatperson via Wetterwald & Rannou-Cassegrain)
N°362 : Une place à la Roche-Guyon, Camille PISSARRO, 1867, huile sur toile, 50 x 60 cm (Oktober 2021 – Alte Nationalgalerie, Berlin)