Ikone
"Die Gottesmutter von Kasan ist das häufigste Motiv der russischen Kirchenkunst. Ausgehend von einem Original in der Stadt Kasan wurden im Laufe der Jahrhunderte Millionen von Kopien in unterschiedlicher Form angefertigt. Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um eine sehr typische Darstellung. Zwar fehlen silberne oder goldene Zierleisten, ist die künstlerischer Ausführung aus dem 19. oder möglicherweise auch frühen 20. Jh. doch sehr fein. Stellenweise ist die Malerei (eine Mischtechnik mit Wachsanteil) reliefartig und aufschabloniert. Der Hintergrund ist nicht vergoldet, sondern in Ocker ausgeführt.
Die maßgeblich im rusischen Raum bekannte Darstellung zeigt das Brustbild der Muttergottes. Sie neigt ihren Kopf Christus zu, der an ihrer linken Seite aufrecht steht und die rechte Hand segnend erhebt, während die linke durch sein Gewand verdeckt ist. Die Inschrift in altem Kircheslawisch lautet „Heilige Gottesmutter von Kasan“ die vier Buchstaben im Heiligenschein Marias repräsentieren den darunter befindlichen „Jesus Christus“. Auch in dessen Heiligenschein befinden sich üblicherweise drei Lettern die ihn identifizieren. Auf dieser Darstellung sind jedoch zwei von der Mariendarstellung überdeckt. Weitere Abkürzungen befinden sich in den beiden oberen Ecken des Bildes die für „Mutter“ und „Gottes“ stehen und ebenfalls dem historischen Vorbild der Ikone aus Kasan entsprechen.
Das Holz (insgesamt bis 3,5 cm dick) besteht aus drei Schichten, eine etwa bis 7mm dicke Schicht, die vermutlich nur als äußere Rahmung aufgeleimt wurde, eine etwa 4 mm dicke Holzschicht, auf der die Malerei liegt und eine gut 2 cm dicke „Aufdopplung“ zur Rückseite. Ob das ursprünglich schon so gedacht wer, oder ob die Tafel später gedünnt und verstärkt wurde ist nicht ersichtlich, die Seiten sind gefasst. Auf der Rückseite befinden sich zwei Aussparungen zuvor einmal eingefügter Schubleisten. Es ist zu vermuten, dass die Tafel einst Teil einer Ikonostase war."
Die Lübecker Museen
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