Jolie Societé (Eine nette Gesellschaft)
Zeichnung mit schwarzer Kreide auf Stein (Auflage 100 Exemplare / davon 01 - 60 in Schwarz und 61 – 100 koloriert); Monogramm auf der Platte unten links: P.P. (Petit Pierre = Kleiner Stein = Steinlen); kolorierte Version dieser Lithographie wurde auch als Titelseite der Zeitschrift „Le Chambard Socialiste“ Nr. 7 vom 28.01.1894 verwendet
"Straßenkinder suchen nach Essen in einem Müllbehälter. Ein älterer Junge reicht einem kleinen, barfüßigen Mädchen etwas Essbares. Solidarität ist für diese Kinder wichtiger als das Recht des Stärkeren. Links oben ein Hund von Reichen, der in eine Wolldecke eingehüllt ist. Für Fuchs nochmals Anlass in seiner Karikaturengeschichte über das Gesellschaftssystem zu sinnieren: ‚Eine nette Gesellschaft das, in der es den Hunden der Reichen besser geht, als den Kindern der Armen‘." (UW)
Sammlung Eduard Fuchs bis 1933; 25.10.1933 Beschlagnahmung durch die Gestapo; Versteigerung Auktionshaus C. G. Boerner, Leipzig: Am 23.05 und am 24.05.1938 wurde dieses Blatt möglicherweise als Teil des Konvoluts Nr. 913 angeboten: „Französische Meister. Über 50 Bl.: Ein reiches Konvolut, mit farbigen Radierungen, schönen Lithographien etc. Fol. bis Roy.-Fol. Zum Teil handsignierte und nummerierte Abdrucke. Vertreten sind z.B.: H. Derouche, F. Jourdain, A. Lambert, Legrand, Pascin, R. Pichor, Steinlen, J. Veber, Willette.“; das Konvolut wurde von der Galerie und Kunstantiquariat Joseph Fach, Feinbergweg 7, 61440 Oberursel/Taunus für RM 50,- (Schätzpreis: RM 150,-) ersteigert; Verbleib unbekannt
Mai-Feier, Berlin (Vorwärts) 1901. Abgedruckt in: Achten, Udo (Hrsg.): Zum Lichte empor. Mai-Festzeitungen der Sozialdemokratie: 1891 – 1914. Berlin/Bonn (Dietz-Nachfolger) 1980, S. 108 (Abbildung), S. 109: „Ein anderes Bild. An die Seite des Wirklichkeitsmalers und des Idealisten tritt der Satiriker: ‚Eine nette Gesellschaft, in der es den Hunden der Reichen besser geht als den Kindern der Armen‘, so höhnt er und der satirische Hieb geht der bürgerlichen Gesellschaft bis aufs Blut. Aber es ist nicht der bittere Hohn der Verzweifelnden, der aus diesen Worten tönt, es ist der Kläger, der Richter; denn er weiß, es gibt ein Ende, es gibt eine Zukunft.“; Fuchs, Eduard: Die Karikatur der Europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart, Berlin (A. Hofmann & Comp) 1903, S. 428 (Abbildung 253) und S. 749: „Unter diesen Blättern befinden sich eine Reihe von Stücken, die zum besten zählen, was Steinlen geschaffen hat; es sind das Bilder von einer Kraft, einer Größe und einer Wirkung, wie man sie ein zweites Mal nirgends findet. Das Blatt „Eine nette Gesellschaft das, in der es den Hunden der Reichen besser geht, als den Kindern der Armen, haben wir bereits zitiert (Bild 453). In der starken Verkleinerung jedoch, in der wir das Bild geben müssen, gibt es nur einen schwachen Begriff von der düs-teren Größe, die dem Original zu eigen ist.“; De Crauzat, Ernest: L’oeuvre gravée et lithographiée de Stein-len, Paris 1913, 136; Auktionshaus C.G. Boerner (Leipzig): - Katalog Nr. 197: Sammlung F. Berlin, 1938, S. 44; Weitz, Ulrich: Salonkultur und Proletariat. Eduard Fuchs – Sammler, Sittengeschichtler, Sozialist, Stuttgart (Stöffler & Schütz) 1991, S. 237f