Ratapoil
Statuette; bozzettoartige, skeletthaft dürre Figurine, gehüllt in einem langen Redingote-Mantel, den derben Knüppel hinter dem Rücken verbergend. Energische Torsion des Körpers, aggressiv vorgewölbte, spinnenartig ausfächernde Körperlichkeit und der stechende, erhobene Blick zur Seite aus dem hageren Gesicht mit langem Spitzbart unter einem leicht zur Seite geknickten Hut verleiht der Gestalt die Aura einer gestaltgewordenen Bösartigkeit. Sinnlich und begrifflich verdichtetes Monument des Bonapartismus. Nach Kenntnis von Dr. Hermann Jedding, Kustos am Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg im Gutachten vom 26.11.1962 waren alle 20 Exemplare der Serie A. Rudier mit Gießerstempel und Gußnummern versehen, wovon bei dem Exemplar der Familie Ploschitzki aus Unkenntnis dieser Kennzeichnung nie die Rede war;
aus einer Serie von 20 Bronzeexemplaren 1925 von der Firma Alexis Rudier, Paris. Guß Nr. 19.; Bronzeguß nach einer der beiden Gips-Abgüsse von der originalen Ton-Skulptur; dunkelbraun patiniert; originale Ton-Figur von H. Daumier 1850/51 (Gips-Abgüsse von Adolphe-Victor Geoffrey-Dechaume (1851) und Jean Pouzadoux (1851/1891))
Literatur: In sämtlichen Publikationen zur Plastik von H. Daumier wie zur Skulptur des Ratapoil speziell fehlen Verweise auf den Besitz Ploschitzki des 19. Bronzegusses der Serie A. Rudier! Maurice Gobin: Daumier sculpteur 1808-1879/Avec un catalogue raisonné de l'oeuvre sculpté, Genève/Genf 1952; Jean Cherpin: Daumier et la Sculpture, Paris 1979; Ausstellungskatalog 1999/2000 Ottawa (Canada), Paris, Washington: Daumier 1808-1879; Caso, Jacques de, Bernhard Maaz, Edouard Papet u.a.: Honoré Daumiers "Ratapoil" und die Untersuchungen der beiden Gipsexemplare.-In: Jahrbuch der Berliner Museen Band 46/2004, S. 249-283
Quellen: Wiedergutmachungsakten der Berliner Wiedergutmachungsbehörden im Landesarchiv Berlin nebst weiteren Rückerstattungsansprüchen 1950/1961, Versteigerungsprotokoll vom Dezember 1941, Gutachten von Dr. Rolf Parow vom Mai 1960; Entziehungs- und Rückerstattungsakten der OFD Hamburg im Staatsarchiv Hamburg nebst Versteigerungsprotokoll vom Dezember 1941, Eidesstattlichen Erklärungen der Johanna (Hansi) Share, verwitwete Ploschitzki, geb. Zender, vom Februar 1962, Gutachten von Dr. Rolf Parow, März und Mai 1960, Dr. Hermann Jedding, Kustos am Kunstgewerbemuseum Hamburg, vom 26.11.1962 sowie von Dr. Rüdiger Klessmann, SMB, vom 15.02.1964 und 16.07.1964 sowie abschließenden Bescheid der an Johanna Share zu leistenden Entschädigung für das gesamte Umzugsgut in Höhe von 982.065,54 DM vom 14.03.1966